Mission to Planet Guitar

von Dietmar Schneider

KREZIP sind in den Niederlanden die Rock Endeckung des Jahres. Mit ihrem neuen Album Nothing Less im Gepäck, schicken sich die sympathischen Holländer jetzt an auch Deutschland für sich zu erobern. Im Vorfeld ihres Konzertes im Kölner "Prime Club" hatte unser Autor Dietmar Schneider die Gelegenheit, sich mit Sängerin Jacqueline Govaert, deren Schwester und Gitarristin Anne Govaert, Keyboarderin und Background-Sängerin Annelies Kuijsters, sowie Bassist Joost van Haaren zu unterhalten.

Krezip?PG: Was mich persönlich interessiert - was bedeutet der Name KREZIP eigentlich?

!Anne: (lacht) Eigentlich nichts...

!Joost: Nur eine willkürliche Aneinanderreihung von Konsonanten und Vokalen - wir fanden, es klingt ganz lustig...

?PG: In der offiziellen Verlautbarung der Plattenfirma hieß es, ihr würdet die Arbeit im Studio nicht sonderlich mögen - hat sich das nach dem durchschlagenden Erfolg von mehr als 300.000 verkauften Alben geändert?

!Anne: Ich persönlich spiele nach wie vor lieber live. Natürlich muß man auch auf der Bühne seinen Part perfekt beherrschen. Trotzdem ist der Druck im Studio weitaus höher, und das mag ich nicht besonders.

!Joost: Ich für meinen Teil komme eigentlich mit beidem gut klar - ich arbeite sehr gerne im Studio.

?PG:Wie muß man sich das Songwriting bei Euch vorstellen?

!Joost: Der größte Teil kommt von Jacqueline. Sie schreibt die Songs und Texte und gibt uns die Akkorde. Dann arrangieren wir die Stücke gemeinsam, ich entwickle meine Bassline - fertig!

?PG: Die Leser eines Gitarre & Bass Magazins interessiert natürlich auch Euer Equipment - benutzt ihr live heute abend das gleiche Material wie bei den Aufnahmen zu Nothing Less?

!Anne: Wir haben im Studio benutzt, was wir auch live einsetzen: Ich spiele 2 Gibson Les Paul über ein Boss Digital-Delay, einen Phaser, und ein Cry Baby Pedal in einen Mesa Boogie Rectifier.

!Joost: Bei mir kommen 2 Fender Jazz-Bässe, sowie ein Music Man Stingray, ein Envelope-Filter und mein Ampec-Amp zum Einsatz.

?PG: Die Liste ist imposant - wie wichtig ist Eurer Meinung nach die Güte des verwendeten Equipments für die Qualität der Musik die am Ende rauskommt?

!Anne: Zu allererst liegt es wohl am üben - ich habe mit 9 Jahren mit klassischem Gitarrenunterricht angefangen, seit 4 Jahren spiele ich E-Gitarre - ich habe lange dafür gespart (lacht)!

!Joost: Ich habe mit 13 angefangen, Bass zu spielen.

?PG: Teilweise erinnert mich der Sound der Rhythmussektion ein wenig an die alten Stranglers - habt ihr besondere Idole?

!Anne: Ich mag momentan die Musik von Muse - Idole im eigentlichen Sinne - zum Beispiel berühmte Gitarristen, habe ich keine.

!Joost: Es gibt schon einige Punk-Rock-Platten in meiner Sammlung... The Stranglers direkt - eigentlich nicht. Ich mag diese leicht angezerrten Basslines, von Bands wie Bad Religion zum Beispiel.

?PG: Die Musik auf KREZIP ist so kompakt, daß mir erst nach etlichen Songs aufgefallen ist, das es auf der ganzen Platte nur ein einziges Gitarrensolo gibt!

!Anne: Ich habe mich bisher nicht sonderlich mit dem Solospiel beschäftigt, überhaupt bevorzuge ich eher ein funktionelles Gitarrenspiel! Auf Happy Now spiele ich allerdings tatsächlich ein kleines Solo.

?PG: Nach gerade einmal 4 Jahren gemeinsamer Arbeit - keiner von Euch ist älter als 20 - habt ihr einen Major-Deal an der Angel. Welche Tips habt Ihr für die "Newcomer" unter unseren Lesern?

!Anne: Üben, üben, üben...

!Joost: That's it...

Nachdem ich mich von Anne Govaert und Joost van Haaren mit den besten Wünschen für die weitere Arbeit von KREZIP -und natürlich für das bevorstehende Konzert- verabschiedet hatte, drangen die ersten Meldungen über die tragischen Terror-Attacken gegen die USA zu uns durch, was den weiteren Verlauf des Interview natürlich beeinflusste. Ein Treffen mit Schlagzeuger Thijs Romeijn, und Gastmusiker Thomas Holthuis (git) kam nicht zustande.

Zunächst hatte ich allerdings noch das Vergnügen, Sängerin Jacqueline Govaert, und Keyboarderin und Background-Sängerin Annelies Kuijsters im Gespräch kennenzulernen.

Krezip - Nothing Less?PG: Annelies, auch an Dich zunächst die übliche Frage nach Deinem Equipment!

!Anneliese: Ich benutze ein Fender Rhodes M II, ein 73'er Stage Piano, eine Hammond XB II, und ein Yamaha P 200, und singe die Background-Vocals.

?PG: Jetzt verblüffst Du mich aber wirklich - auf dem Album spielst Du noch Gitarre!

!Anneliese: Ach, ja - ich spielte eine 52'er Telecaster Reissue, habe mich dann aber an der Hand verletzt und konnte keine Gitarre mehr spielen. Inzwischen bediene ich -neben dem Gesang- die Keyboards!

?PG: Jacqueline, was mich beim Anhören Eures Albums besonders beeindruckt hat, ist der Text von Protection ! Nicht viele junge Bands schreiben Texte über Themen wie Kindesmißbrauch - waren die Vorfälle im Nachbarland Belgien ausschlaggebend?

!Jacqueline: Damals war darüber noch nichts bekannt - den Song habe ich mit 15 geschrieben! Da war dieser Journalist, der eine Dokumentation über Thailand gebracht hat, das hat mich sehr berührt - innerhalb weniger Tage wurde ein Song daraus. Ich schreibe Texte über Dinge, die mich berühren, und hörte während der Aufnahmen zu Nothing Less selbst Sachen wie Alanis Morissette, K's Choice oder Skunk Anansie. Protection wurde eine Art Protestsong.

?PG: Du hast mit 12 angefangen, Songs zu schreiben - damals schon auf Englisch?

!Jacqueline: Nein (lacht), anfangs noch die üblichen Sachen wie "...ich will Dich, Du willst mich..." auf Holländisch - mit 14 habe ich angefangen, die Songtexte auf Englisch zu verfassen. Ich sitze am Klavier, spiele ein paar Akkorde und singe ein paar zunächst zusammenhanglose Worte dazu. Irgendwann wird daraus ein Stück...

?PG: Welche Zukunftspläne habt ihr mit KREZIP?

!Jacqueline & Annelies: Zu allererst Deutschland!

?PG: Offenbar habt ihr hierzulande eine Menge Fans?

!Jacqueline: Ja, allerdings haben wir bisher noch kaum Promotion in Deutschland gemacht - scheinbar waren viele Deutsche im Urlaub in Holland, als dort unsere Songs ununterbrochen im Radio zu hören waren, und auf allen Campingplätzen mitgesungen wurde.

Ständig neue Informationen über die Vorfälle in Manhattan, und der aus den zahllosen Unterbrechungen resultierende Zeitdruck zwangen uns, das Interview an dieser Stelle abzubrechen. Mit den besten Wünschen für die Zukunft, und für das bevorstehende Konzert von KREZIP verabschiedete ich mich von den über die Vorfälle in den USA sichtlich betroffenen Bandmitgliedern.

 

KREZIP CD Review - Krezip Konzert Review - home planet-guitar