Bass-Workshop

Distorted Slap with HipHop Beat
von Oliver Poschmann

Die Slapping Technik ist mittlerweile eine der populärsten Spieltechniken der Bassisten-Gilde. Wen wunderts, schließlich gehört das Spiel mit Pull und Slap gerade im Funk & Soul, aber auch in der Fusion-Musik schon seit vielen Jahren zum guten Ton. Doch in der letzten Zeit hat sich die aufällige Technik zunehmend auch in anderen Musik-Richtungen etabliert und ist so zu einem allgemeingültigen, von jedermann akzeptierten, Stilmittel gereift.

Parallel zu dieser Entwicklung, hat sich aber auch der Umgang mit der Spiel-Technik verändert. Viele der angesagtesten Bassisten sind mittlerweile dazu übergegangen ihre Slapeinlagen in ungewöhnliche Soundgewänder zu kleiden (z.B. verzerrt), eine Vorgehensweise die der alten Tante Slap einen völlig neuen und absolut speziellen Anstrich verleiht. Wenn man dann noch kuriose musikalische Kombinationen mit Musikstilen an den Start bringt, die traditionell eher selten mit Slapping in Berührung kommen, wie z.B. Hip Hop oder Metal, kann man sich der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer sicher sein.

Als Backing für die zwei vorliegenden Beispiele mußte ein Hip Hop Beat im Tempo 110 BpM herhalten, über dem ich im wesentlichen recht typische Funk-Slaps im 16-tel Feel gespielt habe. Der Sound ist stark angezerrt und wird zusätzlich mit einer Technik verziert, die ich selber den Finger-Strum-Waver nenne. Das folgende Beispiel entstammt einer meiner Kompositionen mit dem vielsagenden Titel:

I’ll never touch a keyboard in my life...hören DistortedFunk115.mp3

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Detaillierte Infos findest du auf der nächsten Seite

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Das Beispiel ist gespickt mit kleinen, fiesen Minitechniken. Hier findet man alles, was das Bassistenherz begehrt: Slap, Pull, Hammer-on, Pull-Off, Slide, Dead-Notes, Oktavgriffe (Doublestops).

ÜBRIGENS: Eine kleine Erleichterung liefert die Tatsache, dass die Figuren auf den Zählzeiten 1 und 2 in den ersten drei Takten identisch sind. Und auch die Phrase auf der Zählzeit 3 unterscheiden sich nur minimal vom Rest. Im Klartext heißt das also: Wenn Du den ersten Takt beherrschst, sind quasi 3/4tel des Riffs bereits in trockenen Tüchern!

Die richtig interessanten Dinge passieren jeweils auf der 4 der ersten 3 Takte. Kleine, gemeine Variantionen sorgen hier für Abwechslung, geben dem Riff den besonderen Kick und machen in lebendig.

Details: Auf der 4 des zweiten Takts und im kompletten vierten Takt verwende ich den vorhin schon erwähnten Finger-Strum-Waver. Die von mir gewählte Bezeichnung für eben diese Technik, setzt sich aus den 3 Einzelkomponenten zusammen, die hier zum Einsatz kommen:

Finger: Weil Zeige-, Mittel-, und Ringfinger zum Anschlagen verwendet werden.

Strum: Von „strumming“, über die Saiten streifen. Die Technik ähnelt der Schlagtechnik, die Gitarristen beim Akkordspiel verwenden!

Waver: Weil die Handbewegung dabei sehr schnell auf- und abwärts wedelnd abläuft.

Genug der Worte. Damit du dir einen intensiveren Eindruck vom Strum-Waver verschaffen kannst, habe ich dir ein ziemlich aussagekräftiges Video aufgenommen, das detailliert zeigt, wie es geht.

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Ich verwende bei dieser Technik meine Anschlaghand als eine Art Plektrumersatz. Die Finger lasse ich dabei ziemlich locker, die Bewegung erfolgt wie beim Slappen aus dem Handgelenk. Es hilft, wenn man sich vorstellt, die Finger wären ein implantiertes Plektrum. So schlagen die Fingerkuppen mit einer Art Wandergitarren Technik auf die Saiten. Aber Achtung: Zu Beginn kann man sich dabei sehr schnell Blasen holen, da die Fingerkuppen an den beanspruchten Stellen noch keine Hornhaut gebildet haben. Wenn’s also heiß wird, sofort aufhören, bzw. Pause einlegen.

Im Gegensatz zur gerade erwähnten Wandergitarrentechnik schlägt man hier jedoch nicht alle Saiten an, sondern beschränkt seine Aktivitäten auf A-, D-, und G-Saite. Da die D-Saite nicht mitklingen soll, wird sie während des Spiels mit der Greifhand abgedämpft. Das erreicht man am effektivsten, indem man die Greifhand flach auf die Saiten legt, während der Zeigefinger die tiefe Note greift und der kleine Finger die obere Oktave. Der Mittelfinger dämpft dabei die E-Saite ab, so dass diese, sollte man sie doch mal ungewollt mit anschlagen, nicht klingen kann. (siehe Foto 1 - Handhaltung Greifhand).

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Wichtig sind die im Timing exakt gesetzten Slides. Achte besonders auf die korrekte Ausführung der Sechzehntel Ups- & Downs auf der Zählzeit 4 in Takt 3. Wenn du noch keine Erfahrungen mit dieser Technik gemacht hast kann es nötig sein, die Bewegung mit gegriffenen Oktaven separat zu üben. Die Greifhand muß dabei eine statische Einheit bilden, ungefähr so als hätte man sie in Gips gegossen. Wichtig ist, wie so oft im Leben eines Musikers, dass du mit der in solchen Fällen gebotenen Geduld zu Werke gehst. Aber du schaffst das schon!

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Kommen wir zu unserem zweiten Beispiel.

SlapHop hören DistortedFunk216.mp3

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In SlapHop verwende ich auf der 1 jeweils einen vierfach-sechzehntel Slap. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da der Daumen hier vier gleichmäßige Sechzehntel hintereinander slappen muß. Im Normalfall sind es ja selten mehr als zwei Slaps, die aufeinander folgen. Leider gibt es hier keinen geheimen Tipp zu verraten. Es ist reine Übungssache! Fange langsam an und steigere mit wachsender Sicherheit kontinuierlich das Tempo. Nach einiger Zeit erreichst du den Punkt, an dem du in der Lage bist, die vier Slaps so regelmäßig wie eine Maschine hintereinander weg zu spielen. Du kannst die dafür notwendige Handbewegung auch trocken, ohne Bass üben. Da es sich um ein rein motorisches Training handelt, braucht man dazu lediglich ein Objekt, auf das der Daumen hämmern soll, z. B. Brustkorb, Unterarm, Oberschenkel, Tischplatte, etc..

Weiter im Text! In Takt 1 auf der Zählzeit 4 finden wir einen Double-Stop mit Tritonus Intervall (übermäßige Quarte), den ich mit einem auf- und abwärts Slide kombiniert habe. Diesen Lick kann man auf unzähligen Blues-, R&B-, Funk- und Soulaufnahmen hören. Harmonisch/melodisch gesehen sliden die Töne C# und G in die darüber liegenden Halbtöne D und G#. Wir sliden also in Beziehung zur Leersaite E (Grundton) zwischen der kleinen und der großen Terz (G zu G#) und zwischen der großen Sechste und der kleinen Septime (C# zu D). Dieses Element ist vielseitig verwendbar und läßt sich problemlos auf die unterschiedlichsten Stilrichtungen übertragen.

TIPP: Ich greife die Figur meistens mit dem Ring- und kleinem Finger (siehe Foto), da die Hand so die größte Stabilität aufweist. Es steht dir natürlich frei, eigene Griffvarianten zu verwenden.

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Zurück zum Stück! Der 2te Takt ist etwas kniffelig, da hier Pulls auf der A-Saite stattfinden. Es ist nicht so einfach die A-Saite mit dem Zeige- oder Mittelfinger anzureißen, da es a) ungewohnt ist und b) weniger Platz zur Verfügung steht, um mit dem Finger unter die Saite zu kommen, als z.B. bei der freiliegenden G-Saite. (Foto)

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Doch noch ist nicht Schluß! Da ich auf Zählzeit 4 wieder eine kleine, ziemlich fiese Figur zu Gehör bringe, habe ich dir zum besseren Verständnis, wieder ein kleines Video zum Thema anzubieten. Bitte downloaden!

mpeg Hammer Slow einfügen

Die Phrase beginnt mit einem Pull der A-Saite, gefolgt von einem Hammer-On (von C# auf D). Danach slappe ich das C# mit dem Daumen. Der Lick endet mit einem Hammer-On auf der A- und E-Saite .

So unterschiedlich wie sie auch sind. Beide Beispiele haben eines gemeinsam: Sie schöpfen ihre Energie aus dem hinterlegten Hip-Hop Beat. Der angezerrte Sound und die agressive Spielweise tun ihr übriges um aus der traditionellen Slap Technik, schnell etwas Neues werden zu lassen. Probier es doch auch selber einaml aus. Nur keine Scheu vor Experimenten. Mehr zu diesem Thema findest du übrigens auch im Ryan Martinie Workshop.

Viel Spaß

Oliver Poschmann

Für die Aufnahmen wurde ein Music Man Sting Ray Bass (Ahorngriffbrett) mit 2-Bandklangregelung und ein programmierbarer SansAmp PSA-1 verwendet.

Copyright Notice: Sämtliche Urheberrechte der hier zu hörenden Sound- und Musikbeispiele, sowohl für Komposition, als auch für die Aufnahmen, liegen uneingeschränkt bei Oliver Poschmann. Jegliche Verwendung außerhalb der auf der Planet-Guitar angebotenen Nutzungsoberfläche - privat wie kommerziell - ist genehmigungs- und lizenzpflichtig. Unautorisierte Nutzung ist illegal und strafbar.