Vox Tonelab - Stack in a box

ein Test von Hansi Tietgen

Mit der Valvetronix Serie wagte die als Hersteller erstklassiger Röhrenverstärker geschätzte britische Ampschmiede Vox vor ca. zwei Jahren den Einstieg ins Digitalamp-Biz. Und das mit unglaublichem Erfolg, denn schließlich gehören die diversen Spielarten der Serie in der Zwischenzeit zum besten, was die Szene zu bieten hat. Pünktlich zur Musikmesse 2003 erweiterte Vox das Angebot um einen üppig ausgestatteten Amp-Modeller mit dem vielsagenden Namen Tonelab. Das "Labor" kommt im, gerade bei "Homerecordern" und Studiobesitzern, sehr beliebten Desktop-Format, ist aber dank der Möglichkeit der Komplett-Kontrolle über ein externes Pedalboard, auch problemlos "On Stage" einsetzbar.



Inhalt
Effektsektion
Konzept und Aufbau
Zusatzfeatures
Valve Reactor Endstufe
Der Tone Lab Editor
Die Details
Die Praxis
Die Boxen Modelle
Fazit
Konzept und Aufbau

Unter der stählernen Haut des Tonelabs schlägt das selbe Herz, das auch die Valvetronix-Heads und Combos mit der berühmten natürlichen Vitalität versorgt. Der gesamte Vorstufen-Bereich des "Labs", inklusive der integrierten Effekte bzw. Bodenpedale- und Speaker-Simulationen, arbeitet auf Basis des seit Jahren bewährten Resonant Structure and Electronic Circuit Modeling Systems - kurz REMS. Die von Korg entwickelte Klangumformungstechnologie hat schon in den ersten Valvetronix Combos bewiesen, dass sie in der Lage ist,dass komplexe Verhalten von akustischen und elektrischen Instrumenten ganz nah an der "Wirklichkeit der Originale" nachzubilden.

Der gesamte Vorstufen-Bereich des Amps, inklusive der integrierten Effekte bzw. Bodenpedal- und Speaker-Simulationen, basieren auf der letzten Ausbaustufe der seit Jahren bewährten REMS Technologie. Das sich hinter dem Kürzel verbergende Resonant Structure and Electronic Circuit Modeling System ist eine von Korg entwickelte Klangumformungstechnologie, die in der Lage ist, das komplexe Verhalten von akustischen und elektrischen Instrumenten nachzubilden.

Um eine möglichst authentische Simulation der integrierten Amp-Typen zu gewährleisten, verfrachtete die Vox Entwicklungsabteilung die wichtigsten und erfolgreichsten Verstärker der Amp-History ins New Yorker Korg Research and Development "Labor" um sie dort, unter Federführung von Steve Grindrod (ehemaliger Marshall Research and Development Leiter), digital zu "scannen". Den nötigen technischen Support fand das Team von Amp-Spezialisten in einer Reihe sehr erfahrener Korg DSP Ingenieure (DSP = Digital Sound Processing). Die anschließenden Voicing Sessions dauerten mehrere Wochen und führten zu den ersten Prototypen des Valvetronix-Amps, die dann -zur Qualitäts-Sicherung- von namhaften Gitarristen genauestens unter die Lupe genommen wurden. Die so gewonnenen Erkenntnisse wurden dann in der Weiterentwicklung der Amp-Serie berücksichtigt. Ähnlich akribisch ging man auch beim Modeling der integrierten Effekte vor. Namentlich Vox Ikone Brian May war es, der seinen legendären Treble Booster zur Verfügung stellte, um ihm im Rahmen der Sessions den digitalen Fingerabdruck abnehmen zu lassen.


Valve Rector Endstufe

Wer sich schon einmal etwas näher mit der Funktionsweise von Röhrenverstärkern beschäftigt hat der weiß, welchen wichtigen Anteil die Arbeit der Endstufe an der Performance eines Amps hat. Und aus genau diesem Grund richteten auch die Vox Sound-Designer bei der Entwicklung der Valvetronix-Serie ein Hauptaugenmerk auf die Konzeption der Endstufe. Das dem ganzen zugrunde liegende Wirkprinzip hört auf den Namen Valve Reactor Technologie. Anders als die Modeling Ebene der "Vöxe", in der die zur Verfügung stehenden Amp-Modelle und Effekte per REMS rein digital nachgestellt werden, basiert die Endstufe der Amps auf purer Analog-Technik. Mit einer 12 AX7 Röhre, einem Ausgangstransformator und einer Gegenkopplungsschleife enthält die Sektion typische Merkmale traditioneller Analog-Röhrentechnik.

Und obwohl Desktopmodeller im Normalfall gänzlich ohne Endstufe und Ausgangswandler auskommen, wollte Vox den wichtigen "Leistungsträger" der Valvetronix-Serie auch beim Tonelab nicht missen und spendierte ihm eine speziell angepasste Version der Valve-Reactor Endstufe.

Und dazu gehört selbstverständlich auch eine Simulation der für die Natürlichkeit und Dynamik eines Sounds so wichtigen Interaktion zwischen dem Ausgangswandler und dem angeschlossenen Lautsprecher-System. "Lautsprecher, was für Lautsprecher!?!?!?!" Okay, okay. Natürlich kommt das Tonelab ohne Speaker aus. Stattdessen bedienten sich die Designer eines cleveren Trix und entwickelten eine Boxensimulation, die die während des Spiels auftretenden Impedanzschwankungen einer echten Box nachstellt und diese permanent an den ebenfalls virtuellen Ausgangswandler "meldet". Bei echten Röhrenamps ist das nicht anders. Doch das ist noch nicht alles, was das Lab mit seinen "Amp-Brüdern" gemeinsam hat. Ganz nebenbei ist die "halbvirtuelle" Endstufe in der Lage, abhängig vom jeweils gewähltem Amp-Modell, auch die soundrelevanten Eigenheiten von Class A oder A/B Endstufen nachzustellen.


Die Details

Der Signalweg des Tonelabs ist sehr logisch aufgebaut und unterstützt eine intuitive Bedienung. Die Signalverarbeitung startet mit den Pedaleffekten die, ihrer Funktion entsprechend, vor der Preamp-Sektion geparkt wurden. Die insgesamt 10 zur Verfügung stehenden Simulationen lassen sich per kultigem Chickenhead-Schalter schnell und ohne "Menügefummel" anwählen. Folgende Pedals stehen zur Verfügung:

Comp (Compressor), Acoustic (Akustik Simulation), Vox Wah (Klassisches V847), Auto Wah, U-Vibe (Uni Vibe), Oktave (Oktav-Divider), Treble Booster (hebt die Höhen an) a la´ Range Master/Pete Cornish , Tube OD (Tube Overdrive/Tubescreamer TS808), Fat OD (amtlicher Bratsound/ The RAT), Fuzz (bissiger Overdrivesound/Arbiter Fuzzface).

Effekt-Parameter wie Level, Tone oder Drive (je nach gewähltem Pedal auch Speed,Attack etc.) lassen sich über drei Werteregler intuitiv und zielgerichtet feinjustieren.

Weiter geht es mit der Preamp-Sektion, in der insgesamt 16 Amp-Modelle zur Verfügung stehen. Auch hier erfolgt die Anwahl über einen robusten Chickenhead-Poti.

Das Lab verwendeten auch in diesem Bereich exakt dieselben Simulationen, die auch in den übrigen Valvetronix Amps zum Einsatz kommen, als da wären:

  • AC 15 Modell des zweiten Kanals des ersten Vox Amps. Die gemodellte Version stammt aus dem Jahre 62. Fröhliche Urstände feierte der Verstärker im Jahre 1958.
  • AC15TB Der Amp stammt aus den 90ern und kombiniert die Klangeigenschaften der legendären AC15 Endstufe mit der Flexibilität der Top Boost Vorstufe eines AC30.
  • AC30 Modell des Standardwerkzeugs britischer Gitarrenbands der späten 50er und 60er Jahre. Simuliert den weltbekannten Sound des Normalkanals des Amps.
  • AC30TB Etwas mehr Gain und klangliche Flexibilität bietet der AC30 TB, Top-Boost. Der Brilliant-Kanal hat bei dieser Modell-Variante mehr Saft und die zusätzlichen Klangregelmöglichkeiten erweitern die Einstellbarkeit des Amps. Beide Modifikationen gehören übrigens seit 1964 zur Standard-Ausstattung jedes AC30.
    (Soundbeispiel hören...)
  • UK Blues JTM 45 - wo wäre Angus Young ohne diesen Amp? Aber auch ungezählte andere Acts lieben den offenen Klang dieses Class A Verstärker Urgesteins.

  • UK´70S Simulation eines Marshall 1959 SLP. Das legendäre britische 100 Watt Vollröhren Top (Plexi) wurde erstmals 1969 vorgestellt und kommt ohne Mastervolumen, erreicht seinen genialen Sound also erst bei Kampflautstärke. Das Valavetronix Modell ist, dank Mastervolumen und Power Selection Schalter, auch in Zimmerlautstärke zu genießen.
  • UK´80S Englischer Power-Sound Jahrgang 83. Das Modell basiert auf dem Sound eines im Hard'n'Heavy Biz äußerst beliebten Einkanal-Vollröhrentops mit Mastervolumen, dem Marshall JCM 800 Modell 2203.
  • UK´90S Das Modell des Marshall JCM 900 Modell 2100 bietet gnadenloses Gain. Das Original versorgte (und versorgt) so manche Produktion mit genialen Zerrsounds.
  • UK Modern Der für diese Simulation Pate stehende UK Marshall JCM 2000 DSL100 vereint die Vorzüge seiner Vorgänger. Viel Gain und ein Mörder-Punch machen im Riffing wie Leadspiel eine verdammt gute Figur.
  • RECTO Modell des beliebten amerikanischen HiGain Monsters Mesa Dual Rectifier. New Metal Fetischisten kommen hier voll auf ihre Kosten.
  • US HIGAIN Digitale Simulation des Overdrive-Kanals eines Edel-Amps aus der Schmiede des amerikanischen Amp-Gurus Mike Soldano.
  • BOUTIQUE OD Modell eines sehr seltenen und kostbaren custommade Vollröhrenamps (Howard Dumble Overdrive Special). Gitarristen wie Robben Ford, Eric Johnson und Larry Carlton schätzen seinen warmen, samtigen Lead-Ton.
  • BOUTIQUE CL Der Cleansound eines anderen Amps aus den Werkstätten von Howard Dumble. Der warme, volle Sound des Modells, mit seiner schnellen Ansprache im Mittenbereich und einer offenen Brillianz, lädt zu ausgiebigen Comping Orgien ein.
  • Black 2x12 The Black Blues Machine- Der hier gemodelte Fender Blackface Twin Reverb stammt aus dem Jahr 1959 und ist die ungeschlagene Nummer eins in Sachen Clean- und Blueslead-Sounds.
  • Tweed 1x12 Das Original (Fender Tweed) erblickte im Jahre 1958 das Licht der Welt
  • und wurde schnell zum Garanten für obertonreich-angezerrte Rockabilly und Rock 'n' Roll Sounds.
  • Tweed 4x10 Ursprünglich für den Bass entwickelte, fand der sanfte, aber durchsetzungsfähige Zerrsound des 1959 erschienene Fender Bassmanns schnell seine Liebhaber in der 6-Saiter Fraktion und ist seit vielen Jahren ein heißbegehrtes Tool.

  • Bedienungsanleitungslesemuffel wird es freuen: Genau wie bei den Pedal-Effekten, erfolgt die Einstellung auch bei den Amps intuitiv und realistisch über separate Potis. Folgende Parameter stehen bereit:

  • Gain-Regler- Regelt die Anhebung des Preamps im Stil des gerade aktivierten Amp-Modells
  • VR-Gain - Regelt den Pegel der vom Preamp zur ValveReactor Schaltung weitergegeben wird und bestimmt so -in Verbindung mit dem Gain-Regler- den Zerrfaktor des Valve-Reactors
  • Treble-Middle-, Bass-Regler - Die Klangregelung des ToneLabs orientiert sich am Wirkungsgrad der Klangregelung des jeweils gemodelten Original-Amps
  • Presence-Regler - Bestimmt den Presence-Anteil am Signal

  • Noch kurz was zu den Amp-Reglern. Neben dem reinen Sound-Verhalten wurden während der Voicing-Sessions für die Valvetronix-Serie auch die individuellen Wirkungsweisen der Klangregelungen der gemodelten Amps analysiert und digitalisiert. Da nicht jeder der "bearbeiteten" Verstärker über die Regelmöglichkeiten verfügt, die das Tonelab bereitstellt (Gain,Volume, Treble, Middle, Bass, Presence und Master), verlegte man sich bei Vox darauf Regler die beim jeweiligen Original-Amp "nicht vorhanden" sind, in der Bedienmatrix des Tonelabs mit einer Zusatzfunktion zu belegen. Bei Amps, die über keine 3-Band Klangregelung verfügen, sollten Puristen die "überschüssigen Regler" -laut Handbuch- in die Neutral-Position bringen. So ist gewährleistet, dass die Performance der Simulation so authentisch wie eben möglich rüberkommt. Experimentierfreudigere Gitarreros sollten aber ruhig auch mal antesten welche Zusatz-Sounds den betreffenden Amps mit Hilfe der virtuellen Einstellmöglichkeiten abzuringen sind.


    Die Boxen-Modelle

    Die nächste Haltestelle im Signalweg ist die Boxensimulation. Gerade für Desktop-Modeller wie das Tonelab ein extrem wichtiger Menüpunkt, schließlich wird das Linesignal eins zu eins "abgegriffen" um dann in Verbindung mit einem Mischpult, einem Recorder oder einer P.A. etc. weiterverarbeitet zu werden. Und da ist die Qualität der Simulation mehr denn je entscheidend. Spätestens wenn man ein Amp-Modell auswählt um anzutesten wie sich die unterschiedlichen Boxenkonzepte auf den Sound auswirken wird man feststellen, wie wichtig die jeweils getroffene Entscheidung für die Gesamt-Performance tatsächlich ist. In dieser Hinsicht sei noch einmal lobend die offene, intuitive "what you see is what you get" Menüführung des Tonelabs erwähnt. Sie macht es möglich zu jeder Zeit, direkt und ohne komplizierte "Spezialgriffe" in die Konfiguration und die Einstellungen der Werkspresets einzugreifen und so bereits bestehende Sounds als Basis für eigene Experimente zu nutzen (Nach der Betätigung eines Knobs oder Tasters geht das Lab automatisch in den Editier-Modus). User die keine Versuchsreihen ansetzen wollen, brauchen sich aber auch keine Sorgen zu machen: Von "Natur" aus sind die Amp-Sounds nämlich mit dem jeweils optimal angepassten Boxen-Typus verknüpft.

    Wer wissen will welche Amps mit welchen Boxen können, dem kann eine entsprechende Liste im sehr ansprechend gestalteten Manual des Tonelabs weiterhelfen.

    Zurück zu den zehn zur Verfügung stehenden Boxen-Modellen. Beim modelling der einzelnen Cabinets wurden Parameter wie Boxengröße, Anstiegszeiten (wie schnell ein Lautsprecher auf Pegelsprünge reagiert), Resonanzverhalten (richtet sich nach Holzart und Materialstärke) und ob es sich um ein geschlossenes oder offenes Konzept handelt, analysiert und simuliert. Wie eben schon erwähnt, erfüllt die Boxensimulations-Stufe aber noch eine weitere, wichtige Funktion. Durch die von den Designern "anerzogene" Möglichkeit der Interaktion der "Boxen" mit dem virtuellen Ausgangswandler der Valve Reactor Endstufe, reagieren beide Komponenten auf den individuellen Input des jeweils tätigen Gitarristen und erzeugen so ein sehr natürliches Spielgefühl, mit echter Amp-Dynamik.


    Es stehen folgende Boxen-Modelle zur Auswahl:

  • Tweed 1x 12" - Simulation des "Speaker-Sounds" des Fender-Tweed (offen).

  • Tweed 4x10" - Virtuelles Modell der offenen 4x10" Box des Fender Bassmans

  • Black 2x10" - Modell der 2x10" Blackface Box

  • Black 2x12" - Boxensimulation eines Fender Blackface Twin Reverb aus den 60ern.

  • Vox AC15 - Modell eines hinten offenen Combos mit einem 1x12"Vox Blue Alnico Speaker, hergestellt von Celestion.

  • Vox AC30- Digitale Simulation einer Vox Box mit 2x12" Blue Alnico Speaker

  • Vox AD412 - Modell des brandneuen 4x12" Cabinets mit exklusiv von Celestion für Vox gewickelten Neodymium Magneten.

  • UK H30 4x12 - Modell eines Marshall-Cabinets aus den 60ern, das mit vier 30 Watt Speakern ausgestattet war.

  • UK T75 4x12 - Simulation des mit vier 75 Watt Celestion Speakern ausgestatteten Marshall Megasellers 1960.

  • US V30 4x12 - Digitale Nachbildung einer Rectifier Box, die in Natura mit vier Celestion Vintage 30 Speakern ausgestattet ist.

  • Kommen wir zur eigentlichen Effektsektion. Sie bietet einen repräsentativen Querschnitt der Klassiker des Modulations-, und Ambience-Biz:

    Modulations-Effekte: Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo, Rotary

    Delay: Delay (Digital-Delay), Tape Echo (Simualtion eines analogen Bandechos), Multihead Delay (simuliert ein analoges Band-Echo mit zwei Wiedergabeköpfen).

    Reverb: Spring (Simulation eines Federhalls), Room (Simualtion eines mittelgroßen Raums) und Plate (Plattenhall).

    Die Effekte sind einzeln anwähl-, und bearbeitbar. Auch hier ist die Bedienung mehr als einfach. Jeder der drei Effektgruppen ist ein sogenannter Type-Taster zugeordnet. Ein einmaliger Druck auf einen der Taster aktiviert die gewünschte Effektsektion (der Taster leuchtet). Mehrmaliges Betätigen des Tasters schaltet dann die einzelnen Effekte der Sektion scharf.Möchte man keinen der Effekte einer Sektion im Signalweg hören, muss man den Taster solange drücken, bis keine der LEDs mehr leuchtet. Der gerade angewählte Effekt-Typ wird durch das Leuchten einer entsprechenden Diode neben den aufgedruckten Effektnamen angezeigt. Nach erfolgter Anwahl sind die drei Werteregler dem aktivierten Effekt zugeordnet und machen eine schnelle und unkomplizierte Anpassung möglich. Für jeden der Effekte stehen der individuellen Funktion angepasste Parameter zur Verfügung. Die eingestellten Werte werden bei Betätigung der einzelnen Regler auf dem Multifunktionsdisplay angezeigt.


    Zusatzfeatures

    Neben den beschriebenen Basisfunktionen ist das ToneLab mit einer Reihe interessanter Zusatzfeatures ausgestattet. So unterstützt der integrierte optische S/P DIF Ausgang eine verlustfreie Weiterleitung des digitalen Line-Signals an mit kompatiblen Eingängen ausgestattete Mischern, Aufnahmegeräte oder Computern. In seiner Zusammensetzung entspricht das Signal eins zu eins dem, was man über die analogen Outputs bzw. den Kopfhörer-Ausgang hört. Die Sampling Rate des digitalen Signals beträgt 44,1 Khz.

    Die Möglichkeit diverse Basisfunktionen des Labs über ein externes Valvetronix-Fußboard kontrollieren zu können, erweitert den Einsatznutzen enorm.

    Neben der Speicheranwahl oder dem Aktivieren der Stimmfunktion, ermöglicht das angeschlossenen Pedal VC-12 das Ein-/Ausschalten von Effektblöcken sowie das Einstellen der Delay-Verzögerungszeiten per Tap-Fußtatster. Ein weiteres Highlight der "Fernbedienung" ist die Möglichkeit festgelegte Effektparameter mit Hilfe des auf dem Pedalboard untergebrachten Schwellpedals in Echtzeit zu verändern oder -in bester Volumenpedal-Manier- die Ausgangslautstärke zu beeinflussen. Welche Parameter sich mit Hilfe des Pedals manipulieren lassen sollen, kann der User im Utility-Menü des Tonelabs auswählen.


    Editing mit dem ToneLab Editor

    Vox stellt auf der deutschen Website www.voxamps.de einen komfortablen Software Editor für das Tonelab zur Verfügung. Vorrausetzung für die Benutzung des Tool ist ein PC mit Windows 98, ME, 2000 oder XP. Außerdem muss der verwendete Rechner über eine Midi-Schnittstelle verfügen. Kein Sorge: Jede gängige Soundkarte stellt einen entsprechenden Port bereit. Die Software lässt sich problemlos installieren und bietet, neben praktischen "On Screen" Editierfunktionen, die Möglichkeit mit dem ToneLab (oder dem Editor) erstellte Sounds zu archivieren und zu verwalten. Um die beiden "Devices" miteinander komunizieren lassen zu können, braucht man nichts weiter zu tun, als den Midi-Out des Tonelabs per Standard Midi-Kabel, mit dem Midiport des Rechners zu verbinden. Nachdem man im Global-Menü des "Labs" den Unterpunkt SYEX OUT auf "ON" geschaltet hat, ist das ToneLab in Stimmung um externe Midi-Signale zu empfangen und zu senden.

    Kommen wir zur Bedienung. Der Editor unterstützt zwei Hauptfunktionen: Das Programmieren neuer Sounds und das Verwalten und Speichern angefertigter Presets. Die Basis der Software bildet eine Bedienoberfläche im Design des Tonelabs .

    Hier lassen sich Parameter mit Hilfe der Maus, bzw. den Up/Down Tasten der Standard-Tastatur verändern. Wer es "konkreter" möchte, der kann die jeweils gewünschten Werte auch über die numerische Tastatur "reinhacken". Das Bearbeiten und erstellen neuer Sounds ist sehr einfach, da die einzelnen Bedienelemente exakt dem entsprechen, was man schon vom echten Tonelab kennt. Sehr schön ist auch, dass sich die diversen Amp-, Boxen- und Effektmodelle durch einfaches "Anklicken" in entsprechenden Pull-Down Menüs scharfschalten lassen. Die Kommunikation zwischen Computer und Tonelab erfolgt in Echtzeit. Fertige Sounds lassen sich in einer entsprechenden Datenbank auf dem Rechner speichern, oder direkt ins Tonelabs übertragen. Der Editor ist in der Lage insgesamt 288 Presets zu verwalten (inklusive der 96 des Tonelabs).

    Tonelab Editor
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    Die Praxis

    Das Testen eines so umfangreich ausgestatteten Geräts wie des Tonelabs ist wirklich gar nicht so leicht. Wieso? Na, ganz einfach. Wie zum T.... soll man alle Möglichkeiten des Probanten vorstellen, ohne einen zwanzig Seiten Testbericht inklusive 98 Audios an den Start zu bringen?!?! Das Zauberwort heißt: Schwerpunkte setzen! Da die Bedienung des Tonelabs wirklich sehr, sehr easy von der Hand geht, haben wir uns in unserem Test darauf verlegt, einem repräsentativen Querschnitt der verfügbaren Sounds auf den Zahn zu fühlen. Denn sind wir mal ganz ehrlich: Darauf kommt es im Endeffekt ja wohl an, oder!

    Aber auch das ist, bei 16 Amp-Modellen, diversen Effekten-, und Boxenmodellen eigentlich gar nicht so leicht. Also haben wir uns auf die Präsentation der großen Bereiche Clean, Crunch und HiGain verlegt. Drei repräsentative Audios findest du in unserem interaktiven PG Gear Check. Das Resüme unserer investigativen Nachforschungen folgt hier und jetzt in schriftlicher Form. Also, los geht´s. Der eigentliche Test erfolgte über die analogen Line-Outs. Das hier abgegriffene Signal wurde über unseren Studiomischer (EQ aus), eine neutral klingende Endstufe und die Studioabhöre verstärkt. Als Testgitarre kam eine MusicMan Axis SuperSport zum Einsatz.


    Starten wir mit der Abteilung HiGain-Sound. Als erstes Versuchskannichen haben wir uns das Preset Bizkit ausgesucht. Es besteht aus dem Gespann Recto (Mesa Rectifier) und dem passenden Cabinet US V304x12 (Tweed 1x12"), gewürzt lediglich mit einer Prise Federhall - simuliert versteht sich. Das Preset eignet sich dank seiner "puren Konfiguration" optimal dazu, sich einen Eindruck von der Qualität der Amp-, und Boxensimulatuion zu verschaffen. Und was man geboten bekommt, kann sich durchaus hören lassen. In gewohnter Valvetronix Manier, überzeugt auch das Tonelabs durch eine sehr authentische, natürliche Performance. Der Sound ist fett und transparent und eignet sich ideal für heißes NewMetal Riffing.

    Aber auch einem gepflegten Leadeinsatz steht das Tonelab sehr offen gegenüber Dabei reagiert das Lab wie ein echter Amp und lässt sich durch die Anpassung des Gitarrenvolumes in die unterschiedlichen "Zerr-Modes" bringen. Möchte man den Sound als Basis für eigene Presets benutzen und zum Beispiel schnell mal hören, wie sich der Recto mit dezentem Chorus-, und Delay-Einsatz als smoother Lead-Generator macht, ist das schnell erledigt. Einfach die gewünschten Effekte zuschalten, per Tap-Taster die Delay-Time einstellen und schon ist der "Neue" am Start. Natürlich lässt sich die Kreation auch problemlos speichern und so jederzeit wiederverwenden.


    Wenden wir uns dem Crunch-, Blues-Biz zu. Prüfling in diesem Genre ist ein Sound mit dem vielsagenden Namen "Angus". Aktiver Amp in dieser Konfiguration ist das Modell des legendären Marshall JTM 45 - eines echten Class A Urgesteins. Tatsächlich war der JTM45 der erste reguläre Marshall Amp, den man ab dem Jahre 1962 exklusiv in Jims Musikladen in West London erwerben konnte. Damals steckte das Rock-Gitarrenspiel noch in den Kinderschuhen, und junge, innovative Gitarristen waren ständig auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und dem ultimativen Ton. Und da kam der JTM45 gerade richtig. Das Original lieferte nicht nur jede Menge Clean-Power, sondern übersteuerte bei vollaufgedrehten Reglern auf eine bis dato nie gehörte Weise. Natürlich sollte man bei der Bewertung nicht den Fehler machen, das gelieferte Gain mit einer modernen HiPower-Maschine zu vergleichen. Die Stärken des Amps liegen ganz klar in seiner sehr transparenten Performance und den subtilen Obertönen - ideal für coole Blues-Leads und fette Chord-Sounds.

    Man kann sich lebhaft vorstellen, dass das Modeling eines solchen Klassikers die Techniker vor eine ziemliche Herausforderung stellte. Aber auch hier hat Vox einen guten Job abgeliefert. Der gelieferte Sound ist transparent und offen und eignet sich perfekt zum Spielen von Open-String Akkorden a´la´AC/DC und dem Abfeiern charaktervoller Blues-Lix. Die Abbildung der Spieldetails ist fein und unterstreicht das sehr natürliche Spielgefühl. Auch auf die Arbeit mit dem Gitarrenvolumen reagiert das Tonelab Amp-Modell so, wie man es von einem echten Amp gewohnt ist. Reduziert man das Volumen liefert das Lab leicht angezerrte "Semi-Clean" Sounds. Das Steigern des Gitarrenvolumens, belohnt das Amp-Modell mit einem kontinuierlichen Anstieg der Kompression und der Verzerrung. Das gilt, wie eben schon erwähnt, übrigens für alle Amp-Modelle des Tonelabs.


    Kommen wir zur Clean-Abteilung. Hier fiel unsere Wahl auf das Preset "Funky". Seine Basis bildet das Amp-Modell Black 2x12, die digitale Nachbildung eines Fender Blackface Twin Reverb aus dem Jahr 1959 - der ungeschlagene Nummer eins in Sachen Clean- und Blueslead-Sounds. Als Boxensimulation kommt das Modell Black 2x12" zum Einsatz, der digtale "Nachbau" einer Fender Blackface 2x10" Box. Ein dezentes Phasing und ein "Schluck" Reverb runden das Preset ab. In Sachen "Funk-Bedienung" leistet das Gespann ganze Arbeit. Der Sound ist smooth, saftig und transparent und verfügt über genügend Durchsetzungsvermögen,

    um sich in jeder Situation gut hörbar zu positionieren. Je nachdem, welche Tonabnehmerkonfiguration man fährt, reicht das gelieferte Klangspektrum von warmen Jazz-Sounds, bis zu perkussiven, drahtigen Country-Sounds. Auch hier zahlt sich aus, dass das Tonelab sehr "real" auf die jeweils verwendeten Instrumente, Tonabnehmer und Spielweisen reagiert. Bei der so bereit gestellen Klangvielfalt, sollte für jeden Geschmack der richtige Sound im Angebot sein.


    Noch kurz was zu den Vox-Modellen. Klar, dass Vox den Ergeiz entwickelt hat, Klassiker wie den AC-30 oder den AC-15 so authentisch wie eben möglich in die "Dose" zu kriegen. Stellvertretend für die vier zur Verfügung stehenden Amp-Varianten, haben wir uns den berühmtesten Vertreter, den Vox AC-30 TB vorgenommen. Um das Modell in Reinkultur bewerten zu können, haben wir uns dazu entschlossen das Lab im Manual Mode, dem What You See Is What You Get-Modus zu betreiben. Im ersten Drittel des Regelbereichs liefert der Amp leicht angezerrten Rhythmus-Sound. Die Performance ist charaktervoll, sehr dynamisch und hat diesen ganz speziellen Unterton, den nur Amps mit dem Vox Logo im Angebot haben.

    Mit mehr Gain begibt sich der Amp mehr und mehr in den Sättigungsbereich und im oberen Gain-Drittel sind dann auch satte, dynamische Lead-Sounds möglich. Auch hier verhält sich das Tonelab, dank der modifizierten ValveReactor Endstufe, sehr "echt" und reagiert wie ein ganz "normaler" Verstärker. Wer dem Amp-Modell noch mehr Feuer machen will und auf sahnige Class A Endstufenzerr-Sounds steht, der sollte mal die diversen Vorschalt-Pedalsimulationen antesten. Mit dem Treble Boost a la´ Range Master/Pete Cornish sind auch satte Brain May Lead-, und Riff-Sounds (Soundbeispiel hören...) problemlos zu realisieren.


    Fazit

    Mit dem Tonelab ist es Vox gelungen, die bewährte Qualität und Useability der Valvetronix Amps in ein Gerät im praktischen Desktop-Format zu übertragen. Die bereit gestellten Sounds sind durchweg sehr gut getroffen und überzeugen, dank der auch hier eingesetzten Valve-Reactor Enstufe, durch ihre Natürlichkeit und Spieldynamik. Selbst schwer zu simulierende HiGain und Crunch-Sounds bringt das Tonelab souverän und realistisch rüber. Die integrierten Effekte sind hochwertig und machen selbst im harten Studioeinsatz eine richtig gute Figur. Trotz der üppigen Ausstattung ist das Lab aber weiß Gott keine empfindliche Diva, ganz im Gegenteil: Dank der Möglichkeit der detaillierten Kontrolle der Funktionen und Sounds des Labs über ein entsprechendes Fußboard und der sehr robusten Qualität des Gehäuses, eignet sich der Desktop-Modeller auch problemlos für den materialintensiven "On Stage" Betrieb. Zusatzfeatures, wie der digitale, optische S/P DIF Output und die umfangreichen Midi-Möglichkeiten, inklusive Software-Editor mit Sound-Libary Funktion, machen das Tonelab zu einem universell einsetzbaren Tool, das in diesem Segment ganz sicher keine Wünsche offen lassen wird.

    Specs
  • Hersteller: Vox
  • Typ: Desktop Amp-Modeller mit Effektsektion
  • Signalverarbeitung: A/D Wandlung 20 bit, D/A Wandlung 20 bit,
    Sampling-Frequenz 44,1 kHz
  • Verstärkertypen: 18
  • Boxentypen: 10
  • Effekte: 10 Pedal-Typen, 5 Modulationstypen, 3 Delay-Typen, 3 Reverb-Typen,
    Rauschunterdrückung
  • Anzahl der Programmspeicher: 96 (24 Bänke x 4 Speicher)
  • Eingänge: 1 x Input, Midi In, Fußschalter
  • Ausgänge: 2 x Analog-Out, 1 x Digital-Out (S/P DIF optisch),
    Phones, Midi Out
  • Specials: Valve Reactor Endstufe mit 12AX7 Röhre (ECC83),
    Autochromatisches Stimmgerät
  • Leistungsaufnahme: 18 Watt
  • Abmessungen (mm): 319x213x79 (BxTxH)
  • Gewicht: 2,5 Kg
  • Preis: € 599,- (uvp)
  • PG - Test Archiv

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