Schwarze Magie

TecAmp Black Cat Bass Head mit M212 und L410 Cabinet

Die Produktaufschrift „Made in Germany“ hat im Zuge der EU Erweiterung Federn lassen müssen, keine Frage. Nach wie vor jedoch kommen solide Produkte im Bass-, Gitarren und Musikelektronikbereich aus unseren heimatlichen Gefilden – oftmals erst vom Verbraucher anerkannt, nachdem sie bereits einen jahrelangen Siegeszug durch ferne Länder hinter sich gebracht haben. Der Klang der Worte „made in Germany“ hat vor allem im Ausland nichts von seiner magischen Wirkung verloren.

Und wenn eine Person hierzulande für hochrangige Werte, wie Produktqualität, -kontinuität, -zuverlässigkeit und –innovation steht, dann ist es Thomas Eich von TecAmp. Die Firma von Thomas existiert bereits viele Jahre – erst seit Kurzem jedoch unter der internationalen Bezeichnung TecAmp. TecAmp bietet eine breite Produktpalette an Bassverstärkern und Boxen. Darunter auch Comboverstärker und das „Pleasure Board“, eine Shakerplattform für die Umwandlung von Bassfrequenzen in Vibration, als Hilfe für den Studioalltag, den modernen „In-Ear-User“ ohne Backline oder den notorischen Leisespieler, der aber dennoch nicht auf das bebende „Druckgefühl“ einer vibrierenden Bühne verzichten möchte. TecAmp war ganz vorne dabei, als es darum ging Neodym Lautsprecher in Bassboxen zu verwenden und war außerdem der erste Hersteller, der Röhrenvorstufen effektiv mit digitalen Endstufen paarte.

Wir konnten uns nicht der Versuchung verschließen, einige Werke dieses hohen Selbstanspruchs kritisch unter die Lupe zu nehmen.

Unsere Wahl fiel auf den Black Cat , ein Topteil mit einer Vollröhrenvorstufe in Kombination mit einer digitalen 1.000 Watt Endstufe. Getestet wurde der Amp mit zwei unterschiedlichen Boxen der TecAmp Serie: der M212 und der L410.

Der Amp

Schlicht, schön und edel kommt er daher, der „Black Cat“ Amp. Sein schwarz glänzendes Frontpanel beherbergt eine erfreulich geringe, und daher übersichtliche, Zahl an Potis und Schaltern. Der erste Eindruck erinnert sofort an die geniale Einfachheit früher Röhrenamps - als das Wort „Schnickschnack“ noch nicht geboren war. Sensationelle 1.000 Watt stark, bringt der Amp lediglich 7,8 kg auf die Wage – alleine dies ein kleines Wunder.

Vollgepackt mit erstklassigen handverdrahteten Bauteilen und Sicherheitsschaltung zum Schutz vor Beschädigung, ist auch das Interieur des Black Cat hochklassig. Die sechs verwendeten Röhrensysteme betreiben den Effectweg, die DI Box , die Vorverstärker Stufen und die Klangreglung. Nirgends ist ein Transistor oder IC zu finden. Das Bass Signal durchläuft im Preamp ausschließlich analoge Röhrenschaltungen.

Front

Das Topteil ist im Rackmount Design gehalten und umfasst 2 Höheneinheiten.

Von links nach rechts finden wir zunächst zwei Klinken-Eingangsbuchsen, alternativ ausgelegt für den Anschluss von passiven und aktiven Bässen. Dann folgen sechs Potentiometer mit stilvollen Vintage Style Knöpfen und den Bezeichnungen: Gain, Colour, Bass, Mid, Treble, Master.

Neben dem Master Poti sitzt (sinnvollerweise ebenfalls auf dem Frontpanel angebracht) der XLR D.I. Ausgang – wahlweise vor oder hinter (pre/post) die Klangregelung schaltbar. Der D.I. Out ist auch in der „pre“ Einstellung bereits Röhrengepuffert - sprich dahinter verbirgt sich eine vollwertige Röhren D.I. Box. Weiterhin gehört noch ein Groundliftschalter zur Vermeidung etwaiger Brummschleifen zur Ausstattung der D.I. Sektion. Ganz rechts finden wir einen StandBy Schalter zum Stummschalten der Röhrenvorstufe. Hier wird lediglich das Signal zur Endstufe/D.I. Out abgeschaltet (absolut geräuschlos), nicht jedoch sein Weg zum Tuner Ausgang auf der Rückseite des Gehäuses. Die Röhrenheizung läuft ebenfalls weiter, so dass die Vorstufe jederzeit ohne Verzögerung wieder in Betrieb genommen werden kann.

Ist der Amp angeschaltet (über den Netzschalter auf der Rückseite) dann leuchten zwei, den TecAmp Schriftzug flankierende, blaue Lichtbalken - ein Feature, welches das edle Erscheinungsbild des Topteils noch unterstreicht.

Back

Die Rückseite des Black Cat ist ebenfalls klar strukturiert und übersichtlich aufgebaut. Los geht es Links mit dem Netzschalter und der Netzbuchse, in die eine Sicherung integriert ist. Daneben ist in einem Extrafach eine Ersatzsicherung untergebracht. Es folgen sechs Neutrik Speakon® Buchsen für die Lautsprecheranschlüsse. Die jeweils mittleren und rechten Buchsen (2 x Channel A/2 x Channel B) sind für den Parallelbetrieb 2 x 500 Watt ausgelegt und brauchen pro Kanal einen minimalen Lastwiderstand von 4 Ohm. Insgesamt können also zwei 4 Ohm Boxen oder vier 8 Ohm Boxen gleichzeitig betrieben werden (alle TecAmp Boxen sind sowohl in 4 als auch 8 Ohm Variante erhältlich).

Die Rechten der sechs Speaker Outs fungieren als Ausgänge für den Mono Bridge Modus, in dem die Endstufe ihre vollen 1.000 Watt an mindestens 8 Ohm abgibt (an eine 8 Ohm oder zwei 16 Ohm Boxen parallel).

Nächster Menüpunkt auf dem Heckpanel ist ein Effekteinschleifweg, der sowohl vom Ein-, als auch Ausgangspegel über getrennte Potis regelbar ist und per Schalter seriell oder parallel betrieben werden kann. Dannach folgt ein regelbarer Line In Kanal (beispielsweise für den Betrieb von Playbacks, Drummachines, Bass Synthies, etc.). Abgerundet wir die Ausstattung durch einen „Tuner Out“ und zwei zusätzliche Line Out Klinkenbuchsen. Eine vor, die andere nach der Klangregelung abgegriffen.

Die Boxen:

Alle TecAmp Boxen sind aus sehr leichtem, stabilen Pappelsperrholz gefertigt und verwenden konsequent Neodym Lautsprecher, was die gesamte Boxenpalette zu einem „tragbaren Vergnügen“ werden lässt. Die mit 600 Watt belastbare M212 ist mit 2x12“ Speakern und 1“ Hochtontreiber ausgestattet, die mit 1.200 Watt ! belastbare L410 mit 4x10“ Speakern plus 1“ Hochtöner.

Der Hochtöner ist per „Tweeter Switching System“ in 6 Stufen regelbar, und zwar in Punkto Pegel, Grenzfrequenz und Flankensteilheit. (Die 6 Stufen haben die Bezeichnungen Soft Attack off, low, mid, high und Hard Attack mid, high). Besonders praxisorientiert ist dabei, dass der Schalter für den Hochtöner nicht wie üblich an der Rückseite der Box, sondern an der rechten Seite innerhalb der handfreundlichen Griffmulde untergebracht ist.

Die Speaker werden durch massive Lochblechgitter geschützt. Die Ecken der Boxen verzieren klassische, stabile Stahlkappen. Die Anschlüsse auf der Rückseite bestehen. Genau wie beim Topteil, aus Neutrik Speakon® Buchsen. TecAmp verzichtet absichtlich auf den Einsatz von Klinkenbuchsen, weil diese wegen des Einsatzes solch hoher Leistungen durchaus riskant sein können. Wer also nicht eines Tages in Schwierigkeiten geraten will, der sollte sich von vornherein angewöhnen, niemals die Boxenkabel zu vergessen. Denn vor Ort kann es schon mal kompliziert sein Boxenkabel mit Neutrik Speakon® Steckern zu bekommen. Etwas ärgerlich ist das Fehlen von Klinkenbuchsen allerdings spätestens dann, wenn man mal eben schnell ein anderes Topteil mit herkömmlichen Klinken Speakeroutputs für die Box verwenden will (oder muss).

Genau wie beim Topteil wirkt auch der Look der Boxen leicht vintage-orientiert, nicht aber etwa „design-muffelig“, sondern stets edel, dabei aber wiederum nie bieder.

Test:

Die Soundfiles entstanden im Studio unter der Verwendung von 3 Parallelsignalen. Dem D.I. Signal, einem Sure SM 57 direkt am Speaker leicht versetzt zur Membranmitte und einem Raummikro in ca. 1, 5 Meter Entfernung.

Zuerst fand der Test im Studio statt, alternierend zwischen den 2 verschiedenen Boxen und mit unterschiedlichen Bässen. Folgende Instrumente kamen während der Testphase (und auch später im Live Test) zum Einsatz:

  • Yamaha NE II 5-String (aktiv)
  • Sadowsky P/J 5-String (aktiv/passiv)
  • Fender Precision (passiv)
  • NedSteinberger NS 5M Electric Upright
  • Epiphone Jack Casady (Halbresonanz)

In zwei späteren Liveeinsätzen wurde der Amp mit zwei unterschiedlichen Boxen-Konfigurationen getestet. Der erste Einsatz erfolgte mit der L410 Box im Rahmen eines lauten Rock-Gig in einem Festzelt. Einsatz 2, ein Gig im „Dinnerstyle“, fand in einer Location mit eher schwierigen akustischen Verhältnissen statt und forderte die M212.

Praxis:

Die BlackCat Bedienungsanleitung empfiehlt zu Beginn den Gainregler der Eingangsstufe auf 12 Uhr einzustellen. Da es sich um eine „gutmütige“ Röhreneingangsstufe handelt, hat man auf eine Pegelanzeige oder LED verzichtet. Je weiter der Gainregler aufgedreht wird, desto stärker wird das röhrentypische Kompressionsverhalten und die harmonische Verzerrung. Nie jedoch wird der Klang unangenehm. Die drei Klangpotis regeln die Frequenzbereiche per Anhebung/Absenkung bei 40Hz (Bass), 400 Hz (Mid), 6 KHz (Treble). Als quasi „globaler“ vierter Klangregler kommt der Colour Regler hinzu, der zwischen „bright“ und „fat“ eine Feinabstufung des Gesamtsounds von „glasklar“ bis „mittig-muddy“ zulässt.

Zu Beginn muss ich sagen, dass die Klangregelung in nahezu jeder musikalischen Situation kaum angerührt werden musste, weil der Grundsound bei allen Reglern in 12 Uhr Stellung bereits extrem überzeugte. Alle drei Klangregler (Bass/Mid/Treble) arbeiten effektiv, aber auch dezent – so dass man auch bei extremen Einstellungen stets einen soliden Sound erhält. Wer sehr gerne mit extremen EQ Einstellungen arbeitet oder gar „kaputte“ Sounds liebt, dem wird das Regelverhalten des „BlackCat“ eventuell etwas zu „brav“ erscheinen. Für die Praxis, in der man stets einen nahezu unzerstörbaren guten Grundsound erzielen möchte, ist dieser Amp jedoch ein purer Segen. Denn vorbei ist das ewige Knöpfe drehen, verbunden mit der Frage: war es so besser?, oder so? Oder vielleicht doch mit dem Knopf gedrückt und jenem Filter rein?!

Im Studio und live leistet der Röhren-D.I. Output erstklassige Arbeit und das Signal wirkt warm und druckvoll. Beide Boxen konnten voll überzeugen, wobei die M212 besonders gut in Verbindung mit Kontrabass Sounds zur Geltung kam. Die L410 konnte all ihre Stärken vor allem auch im Slapstil ausspielen und erfreut sich extremer Durchsetzungskraft und Dynamik.

Im Live Einsatz konnte der BlackCat schließlich sein gesamtes Spektrum unter Beweis stellen. So unterzog ich die Anlage im Rahmen eines lauten Rock’n Roll Gigs in einem 1.000er Festzelt dem Härtetest und konnte bestens gegen eine Wand aus Gitarren, Drums und Keyboards bestehen. Sowohl aktive als auch passive Bässe bringt die Röhrenvorstufe perfekt zur Geltung – und das ist durchaus nicht selbstverständlich. Der Leistungsheadroom sowohl des Topteils, als auch der 410er Box mit ihren 1.200 Watt Belastbarkeit, ist höchst beeindruckend und selbst auf der gegenüberliegenden Bühnenseite war der Sound noch klar und druckvoll zu hören. Hier sind die Leistungsangaben auf Amp und Box also zur Abwechslung tatsächlich ernst zu nehmen. Wahrlich unglaublich, was aus einer kleinen Kiste mit so wenig Gewicht, an Sound und Leistung kommen kann. Beim Einsatz des Hochtöners erschien die klare Durchsetzungskraft im Regelbereich „Soft Attack High“ am angenehmsten umgesetzt zu werden. In der „Tweeter Control“ Stellung „Hard Attack“ bekommt der Sound eine aggressivere Note. Generell ist es sehr cool stets eine angemessene Transparenz im Gesamtsound behalten zu können.

Im zweiten Live Einsatz Marke „Dinnermusik“ in einem Raum mit einer unangenehm basslastigen Akustik musste ich einen externen EQ zur Hilfe nehmen, um relativ steilflankig eine störende Raumfrequenz im Bereich um die 100 Hz abzumildern. Der EQ (kleiner Basspreamp) wurde übrigens seriell über den regelbaren Effektweg eingeschliffen, was tadellos funktionierte. Nach diesem kleinen chirurgischen Eingriff in Sachen Raumakustik, war der Klang jedoch gut in den Griff zu bekommen und absolut erstklassig. Hier verwendete ich die M212 und die zeigte wiederum besonders gute Qualitäten in der Kontrabass-Wiedergabe, aber auch im Team mit Fretless und Halbresonanzbässen. Die Box besitzt genau das richtige Mittenfrequenzspektrum, das man bei akustischen, oder akustikartigen Bässen als „schön“ empfindet.

Fazit:

Ein Topteil der absoluten Meisterklasse – sozusagen ein absolutes Top Teil.

1.000 digitale Watt, kombiniert mit einer erstklassigen Röhrenvorstufe bei einem Minimalgewicht von 7,8kg. Für jeden, der es einfach und solide mag. ist der BlackCat ein absolutes Traumgerät, das nahezu jeder Stilrichtung gerecht werden kann. Handarbeit und sorgfältige Verarbeitung bis ins Detail lassen darauf schließen, dass dieser Amp eine Anschaffung ist, die lange Freude garantiert. Sicher: Der Anschaffungspreis bei einem empfohlenen VK von 3.212,- € ist nicht ohne. Der Gegenwert, den man erhält steht jedoch außer Frage – und wer eine Spitzenlimousine will, der akzeptiert auch den Preis als Notwendigkeit für den Erhalt bedingungslos erstklassiger Qualität. Der Vorteil für ein Produkt aus dem Heimatland liegt auf der Hand: Service und Ersatzteilprobleme wird es so schnell nicht geben - Letzteres auf Grund der Materialgüte wohl eh kaum.

Die L410 Box erscheint mir als der ideale Partner in allen musikalischen Lebenslagen und die Belastbarkeit bis 1.200 Watt macht sie zu einer grandiosen und, dank der Neodym Speaker, auch leicht zu transportierenden Standalone-Lösung. Die M212 ist dank der 12“ Speaker besonders für den Einsatz von Upright-, Halbresonanz- und Fretlessbässen geeignet . Mit 600 Watt Belastbarkeit dürfte auch sie für die meisten Bühnensituationen vollkommen ausreichend sein.

Planet Guitar Home
Zum PG - Forum
Test Archiv
© 2007 Planet Guitar