Joie de vivre! Lag Guitars

Arkane AM 100 und AF 200 im Test

Die französische Firma Lag Guitars wurde im Jahr 1982 von Michael Chavarria gegründet und machte sich in den Folgejahren als Hersteller handgefertigter Edelgitarren einen Namen. Im Rahmen einer Umstrukturierung entschlossen sich die Franzosen 2002 dazu, ihr ausschließlich hochpreisiges Angebot um kostengünstigere, dabei aber ebenfalls hochwertige Gitarrenmodelle zu erweitern. Gemeinsam mit einem Team talentierter junger Designer und unter der geschickten Einbindungen externer Fertigungsresourcen, gelang es der Edelschmiede innerhalb kürzester Zeit eine ganze Palette neuer, spannender und erstaunlich preiswerter Modellreihen aus der Taufe zu heben. Planet Guitar hat zwei der neuen Instrumente für dich getestet: Die Arkane AM 100 und die Arkane Flamed 200.

Mit seinen abgerundeten Korpus-Kanten und scharf geschnittenen Cutaways ist das Design des Arkane-Bodies eine moderne Variation zum Thema Doublecut-Shaping. In Sachen Holzauswahl verfolgen die beiden von uns getesteten Arkanes zwei unterschiedliche Konzepte. So kommt bei der AM100 Linde (Basswood) zum Einsatz, der Korpus der Arkane Flamed 200 besteht aus einer Mahagonibasis, die mit einem geflammten Ahornfurnier belegt wurde. Linde hat eine mittlere Dichte, ist relativ weich und liefert einen mittenbetonten, smoothen Ton. Gerade im Segment der Rock-Gitarren hat das gut zu verarbeitende Holz in den letzten Jahren einen wahren Siegeszug hingelegt – und zwar nicht nur bei preiswerten Instrumente. Auch im Hochpreissektor ist Lindenholz heutzutage weit verbreitet. Die Kombination Mahagoni/Ahorn der AF 200 ist ein echter Klassiker und garantiert seit Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts im Solidbody- E-Gitarrenbau eine exzellente Performance. Mahagoni liefert einen sustainreichen, warmen und sehr ausgewogen Ton, mit dezenten Höhen und singenden Obertönen. Die verbaute geflammte Ahorn-Decke macht gleich auf zwei Ebenen Dampf : Zum einen spendiert sie ein Plus an Durchsetzungskraft. Zum anderen sorgt sie für eine besonders edle Optik. Und damit wären wir auch schon bei den Finishes der beiden Äxte angekommen. Der Basswood-Body der Arkane AM100 ist mattschwarz lackiert. Um die Optik des der geflammten Ahorn Decke standesgemäß in Szene zu setzen, hat man sich bei der AF 200 für ein transparent schwarzes Finish entschieden.

Für Gitarren mit einer modernen Attitüde ist ein Tremolo-System quasi ein Muss. Lag setzt bei seinen Arkanes auf in Lizenz gebaute Floyd-Rose Tremolos. Die AM 100 ist, passend zum Lack, mit einer matt verchromten Variante ausgerüstet, die AF 200 kommt mit einem hochglänzend schwarz gefinshten System. Um auch Upbends zu ermöglichen, wurden die Tremolos bei beiden Modellvarianten unterfräst.

Die Elektronik - Zunächst zu den Übereinstimmungen: Beide Arkanes bieten die flexible HSH Pickup-Konfiguration, sind also mit je einem Humbucker in der Bridge- und Neckposition und einem „Singlecoil“ in der Mitte ausgerüstet. Die Montage der Doppelspuler erfolgt mit Hilfe von schwarzen Einbaurähmchen, der Singlecoil wurde bei beiden Gitarren direkt im Korpus fixiert. Geschaltet und kontrolliert werden die Pickups über einen 5-Wege Pickup-Wahlschalter und je einen Mastervolume- und Toneregler. Damit das Umschalten der Pickups so komfortabel wie eben möglich von statten geht, hat Lag sich etwas ganz besonderes einfallen lassen. Der Schaltweg des verwendeten Pickup-Wahlschalters ist nicht gerade, sondern leicht gebogen angelegt, so dass er beim Umschalten der natürlichen Drehbewegung der Hand folgen kann. Das macht die Tonabnehmerwahl zu einer sehr angenehmen Angelegenheit. Oft sind es eben die kleinen Dinge, in denen sich das Know How eines Designers wiederspiegelt.

Nun zu den Unterschieden: Bei der Motorisierung der Arkane AM 100 setzt Lag auf Pickups aus eigener „Wicklung“, die Flamed 200 ist mit passiven EMG HZ Pickups ausgerüstet. Hier hat am Hals ein H4A-Platz genommen, in der Mitte werkelt ein gestackter S3 (Humbucker gestapelte Spulen) und die Bridgeposition verteidigt ein H3A. Details zum Sound der Pickups findest du im Praxisteil des Tests!

Der Hals

Die Hälse beider Arkanes wurden aus unlackiertem Ahorn gefertigt und mit Hilfe von vier Haltebolzenschrauben fest mit dem Body verbunden. Eine Versteifungsschiene aus Palisander sorgt - unsichtbar für den User- für eine optimale Hals/Korpusausrichtung. Das Griffbrett der Arkane AM100 besteht aus sehr dunklem, feinporigem Palisander. Klassische Dot-Inlays sorgen für den nötigen Lagendurchblick. Der Arbeitsplatz der AF 200 wurde aus Ebenholz geschnitzt, dem Lag in den relevanten Lagen, aufwändige Perloid-Inlays implantiert hat. Beide Griffbretter kommen in langer Mensur (648mm) und sind mit je 24 Jumbobünden beschlagen. Auch in Sachen Halsprofil zeigen die beiden Arkanes Familiensinn und verwöhnen mit flachen, extrem komfortabel zu spielenden Formen.

Korrespondierend mit der modernen Attitude ihrer Bodies präsentieren sich auch die Kopfplatten der heißen Französinnen in einem stylishen Shaping. Aushängeschild des Arkane-Headstocks ist eine Fräsung im unteren Bereich der „Platte“, die die futuristische Optik noch unterstreicht. Die Front der Kopfplatte ist bei beiden Gitarren schwarz lackiert (AM 100 matt, AF 200 hochglänzend), die Rückseiten bleiben „natur“. Passend zum Finish des FR-Tremolos und der verwendeten Mechaniken , wurde der gefräste Bereich des AM 100 Headstocks zusätzlich mit einem matten Silberlack in Szene gesetzt.

Die Praxis

Als Referenz-Verstärker für unseren Test kam ein Marshall JVM 410H zum Einsatz.

Beide Arkanes hängen ausgewogen am Gurt und schmiegen sich, dank der ergonomisch geshapten Korpus-Rückseiten, kuschelig an. Bedingt durch die verbauten Tonhölzer ist die AM 100 etwas leichter als die AF 200. Den Einstieg in den praktischen Teil unseres Test machen wir mit der AM 100. Der recht flache Arkane-Hals liegt sehr gut in der Hand und vermittelt – aus dem Stand- ein vertrautes Spielgefühl. Die ersten Versuche im Trockendock lassen keine Wünsche offen und zeigen eine präzise Ansprache und jede Menge Sustain. Dieser Eindruck setzt sich auch im verstärkten Betrieb fort. Der Lag-eigene Bridge-Pickup liefert einen satten, ausgewogenen Ton. Auch im krassen HiGain Betrieb bleibt die volle Transparenz erhalten. Das gilt übrigens- New Rocker wird es freuen- auch für den Einsatz in Verbindung mit Dropped Tunings. Selbst heftige Drop C Riffs bringt die Gitarre souverän rüber. Aber auch in Sachen Leadwork ist die AM 100 eine Waffe. Besonders heraus zu heben sei in diesem Zusammenhang die wirklich hervorragende Bespielbarkeit der Gitarre. Das Shaping des Halses kann man mit ruhigem Gewissen als gelungen bezeichnen. Alle gängigen Spieltechnik werden unterstützt und so kommen HiSpeed Picker genauso auf ihre Kosten, wie Legato-Heißsporne.

Freunde eines gepflegten Texas-Bluessounds werden die Kombination Neck/Mid-Pickup lieben. Durch das Zuschalten des "twängigeren" Mid-Pickups wird die Performance offener und brillanter und überzeugt mit echter Singlecoil-Attitude. Der Mid-Pickup im Soloflug kommt dann noch eine Spur crisper und individueller rüber, bleibt aber nach wie vor sehr kraftvoll und dynamisch. Fehlt noch der Clean-Betrieb. In dieser Disziplin zeigt die AM 100 Allrounder-Qualitäten. Egal ob jazzig voll (Neck), funky (Mid/Neck), oder countrymäßig drahtig (Bridge): Dank der flexiblen 5-Wege Pickup-Verschaltung macht die Gitarre alles mit.

Kommen wir zur geflammten Schwester. Bedingt durch die höhere Dichte des verbauten Mahagonis und der Ahorndecke ist ihr trockener Sound einen Tick brillanter, als der der AM. Wir starten im Distortion-Mode und aktiviertem Bridge-Pickup. Die Ausgangsleistung des H3A ist ein wenig schwächer als die des hochtourig drehenden Bridge-Pickups der AM 100. Das ist aber alles andere als ein Makel, sondern harmoniert ideal mit dem offenen Grundsound der Gitarre. Im HiGain Kanal des Marshalls liefert die AF 200 sehr transparente Rock-Leadsounds mit jeder Menge Sustain. Aber auch schiebende Riffs mit einer gehörigen Protion Bottom-End sind für die AF 200 kein Thema. Bei reduzierterem Gain entpuppt sich die „Flamed“ als wahres Bluesmonster und verwöhnt mit charakterstarken Solosounds und einer perfekten Ansprache.

Der H4A in der Neckposition hat ordentlich was unter der Haube und unterstützt so selbst wildeste Leadattacken. Die Performance ist dicht und warm, ohne dabei auch nur Ansatzweise Tendenzen zu Muff, oder Undifferenziertheit zu zeigen.

Fehlt uns noch der Singlecoil. Wie eben schon erwähnt , handelt es sich bei dem verwendeten Pickup um einen Humbucker im Single-Coil Format. Die beiden Spulen sind in diesem Fall gestapelt angeordnet. Vorteil des Konzepts: Einstreu-, und Brumm-Geräusche, für die echte Einspuler nun mal bekannt sind, fallen bei "virtuellen Single-Coils" weg. Häufig leider aber auch die typischen Klangeigenschaften. Mittlerweile ist es den diversen Herstellern von Replacement Pick-Ups aber gelungen, auch doppelspuligen Vertretern typische Single-Coil Eigenschaften anzutrainieren. Und genau zu dieser Generation gehört auch der S3 der AF 200. Für den Test bleiben wir zunächst im Zerrmodus. Die Performance des S3 überzeugt mit echter Singlecoil-Attitude. Soli kommen glockig und brillant – mit einem angenehmen Low End Punch. In Kombination mit dem Halspickup liefert die AF 200 satte Texasblues-Sounds mit Charakter.

Im Clean-Betrieb zeigt auch die AF 200 echte Allrounder-Qualitäten. Von jazzig voll (Neck), über nasal und funky (Mid/Neck), bis bluesy oder countrymäßig drahtig (Bridge) hat die AF 200 alle gängigen Soundvorstellungen im Angebot.

Fazit

Die sehr gut verarbeiteten Arkanes können die hohen Ansprüche zeitgenössischer Rock-Gitarristen problemlos erfüllen. Die Kombination aus verbauten Hölzern und Pickups garantiert -selbst bei extremer Hi-Gain Bedienung- transparente und durchsetzungsfähige Sounds. Obwohl beide Gitarren echte Allrounder sind fühlt sich die AM 100 gerade im Rock-Biz besonders wohl und überzeugt hier mit drückenden, mittenstarken Lead- und Riffsounds. Der Klang der AF 200 ist eine Spur brillanter. Durch die vintagerientierte Ausgangsleistung des Bridge-Pickups macht die Schöne im Rock einen genauso guten Job, wie im Blues. Die Bespielbarkeit des angenehm geformten Arkane Halses ist sehr gut und lässt alle erdenklichen Gimmicks zu. Mit den beiden Arkanes bietet Lag zwei Gitarren an, die in jeder Disziplin überzeugen können. Und wenn man sich die Preise der beiden Äxte anschaut, wird man sich verwundert die Augen wischen - garantiert!

Specs

Lag Arkane Matt Design 100 (AM 100)

  • Korpus: Massiver Linden-Korpus
  • Hals: Eingeschraubter Ahorn-Hals, fixiert am Korpus mit 4 individuellen Metalleinlagen
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 24 Jumbo-Bünde
  • Mensur: 648mm
  • Mechaniken: Lâg Hochpräzisions-Mechaniken
  • Pickups: Lâg Power-Magnet 2 Humbucker Pickups + 1 Singlecoil Pickup
  • Regler: 1 Volume- + 1 Tone-Regler
  • Schalter: Ergonomischer 5-Weg Pickup Schalter, Lâg exklusives Design
  • Bridge: Floyd Rose Typ Tremolo
  • Finish: Mattes Finish (Black) , Matt verchromte Hardware
  • Preis: € 452,- (uvp)

Lag Arkane Flamed 200 (AF 200)

  • Korpus: Massiver Mahagoni-Korpus
  • Decke; Geflammtes Ahornfurnier
  • Hals: Eingeschraubter Ahorn-Hals, fixiert am Korpus mit 4 individuellen Metalleinlagen
  • Griffbrett: indisches Ebenholz
  • Bünde: 24 Jumbo-Bünde
  • Mensur: 648mm
  • Mechaniken: Lâg Hochpräzisions-Mechaniken
  • Pickups: EMG HZ 2 Humbucker Pickups + 1 Singlecoil Pickup (H4A-Neck, S3-Mid, FH3A-Bridge)
  • Regler: 1 Volume- + 1 Tone-Regler mit Push-Pull-Funktion zum Splitten der Humbucker
  • Schalter: Ergonomischer 5-Weg Pickup Schalter, Lâg exklusives Design
  • Bridge: Floyd Rose Typ Tremolo
  • Finish: Hochglanz Finish (Black) , Schwarze Hardware
  • Preis: € 880,- (uvp)

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