Die Hughes&Kettner Tube Tools Wochen

Runde Sache
Hughes & Kettner Rotosphere MK.II

Nachdem wir uns im ersten Teil unseres Hughes&Kettner TubeTools Special dem Sound des TubeFactor, eines Booster/Overdrivepedals gewidmet haben, geht es heute „rund“. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Mit dem Rotosphere hat die saarländische Ampschmiede eine „Leslie-Cabinetsimulation in a Box“ im Angebot, die selbst den verwöhnten Ohren des Kultorganisten und Leslieexperten Jon Lord schmeichelt. PG hat den röhrenbefeuerten Wirbelwind für dich getestet.

Um die Funktion des Rotosphere Pedals optimal verstehen und beurteilen zu können, wollen wir uns zunächst einmal um einige grundsätzliche Infos rund um das Thema Leslie bemühen. Ein Lesliecabinet besteht aus einem rotierenden Tweeter und einem in entgegengesetzter Richtung drehenden Bass-Woofer. Durch die gegenläufigen Bewegungen und die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der beiden Systeme entsteht eine Art Dopplereffekt . Dieser führt, in Kombination mit weiteren Phänomenen wie Phase Shifting, sich permanent ändernden Schallreflektionen und Frequenzdämpfungen zum charakteristischen Leslie-Effekt – wie man sieht eine ziemlich komplexe Angelegenheit.

Du weißt schon: Das Ding mit dem Krankenwagen dessen Sirene beim Entgegenkommen immer höher und beim Entfernen immer tiefer klingt.

Doch es gibt noch eine weitere Komponente die einen massiven Anteil an der charakteristische Performance von Lesliecabinets hat: Die Verzerrung eines übersteuernden Röhrenamps. Songs wie Born To Be Wild, oder Smoke On The Water sind typisches Beispiele für den dichten knurrenden Sound eines verzerrt inszenierten Leslie-Effekts.

Hughes & Kettner Rotosphere

Bei der Entwicklung einer originalgetreuen Leslie-Simulation mussten die Hughes&Kettner Designer ganze Arbeit leisten. Zum einen galt es den eigentlichen Leslieeffekt mit all seinen Facetten und Details nachzubilden. Um das Thema wirklich komplett abzuarbeiten brauchte man aber auch eine warme Röhrensättigung. Okay, bei einer Firma wie Hughes&Kettner sicher das kleinere Problem. Die Basis des Rotosphere ist komplett analog. Das Herzstück der ausgefuchsten Schaltung des Pedals bildet eine 12AX7A Röhre die nicht nur dem Leslieeffekt analoges Leben einhaucht, sondern auch für eine authentische Röhrenperformance sorgt. Das Rotosphere Pedal bietet zwei per Fußschalter schaltbare Rotationsgeschwindigkeiten (Fast und Slow). Das Tempo des Fastmodus lässt sich mit Hilfe von zwei Trimmpotis getrennt für Basswoofer und Tweeter einstellen und so auf den persönlich Geschmack und das jeweilige Einsatzgebiet abstimmen. Das Hin- und Herschalten zwischen den beiden Geschwindigkeiten ist eine echte Show, denn natürlich haben sich die Hughes&Kettner Entwickler nicht damit begnügt nur das Drehtempo zu wechseln. Auch die aus dem E-Motorbetrieb des Originals resultierenden Beschleunigungs- und Abbremseffekte sind täuschend echt nachgebildet. Das gleiche gilt auch für die Funktion des Breaker-Switch. Im Original unterbricht er die Motoren die die Speaker drehen – die Folge ist ein sanftes Auslaufen des Effekts. Im Rotosphere ist diese Nebenwirkung der Mechanik des Originals authentisch nachgestellt.

Beim Unterbrechen der Rotor-Simulation drehen die simulierten Tweeter und Woofer immer in die gleiche Ausgangsposition. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass der Klang des ROTOSPHERE in der Anwendung als reiner Röhrenpreamp immer gleich ist und nicht durch die klangliche Färbungen unterschiedlicher Rotor-Stellungen „verfälscht“ wird. Die Eingangsempfindlichkeit des Pedals und damit der Grad der gelieferten Röhrensättigung lässt sich über den Drive-Regler bestimmen. Die Ausgangslautstärke kontrolliert ein separater Outputlevel Regler. Das Lautstärkeverhältnis zwischen dem Hochton- und Bassrotor lässt sich mit dem Rotor-Balance Regler einstellen. Das waren die Bedienelemente. Zeit uns um die Praxis zu kümmern.

Praxis

Traditionell werden Leslieeffekte hauptsächlich in Verbindung mit Gitarren und Orgeln eingesetzt, machen aber auch in Kombination mit anderen Instrumenten einen guten Job (Bass, Keyboards etc.). Als Gitarrenmagazin haben wir das Rotosphere Pedal natürlich standesgemäß in Kombination mit einem Gitarrenamp getestet.

Das Setup: Obwohl sich Rotosphere auch vor einem Amp einsetzen lässt, ist es am besten im Effektweg aufgehoben. Da das Pedal auch „Stereo kann“ (besitzt Stereo Ein- und Ausgänge) haben Besitzer eines Verstärkers mit Stereo-Loop die Möglichkeit den Leslieeffekt noch räumlicher genießen zu können. Doch egal für welche Anwendung man sich im Endeffekt auch entscheiden mag: Durch die Möglichkeit die Eingangsempfindlichkeit-und das Ausgangslevel separat regeln zu können, ist immer eine optimale Anpassung gewährleistet. Dank des separaten Remote-Eingangs zur Fernbedienung der Bypass und Slow/Fastfunktionen lässt sich das Pedal auch mit einem externen Fußschalter/Controller/Switcher kontrollieren. Dem nahtlosen Einbinden des Rotosphere in ein bestehendes Gitarren-Setup steht also nichts im Wege!

Wir haben uns für den Einsatz im Effektweg eines Gitarrenamps entschieden. Der eigentliche Gitarrensound wird also in der Vorstufe des Amps geschneidert. Anschließend durchläuft das Signal das Rotosphere, wird hier in „Rotation“ versetzt und anschließend in der Endstufe verstärkt. Durch den TrueBypass des Pedals brauchen sich auch Besitzer eines Amps mit seriellem Effektweg keine Sorgen um ihren Gitarrentone machen.Im Bypassmode wird das Signal auf direktem Weg vom Input zum Output des Pedals geleitet und bleibt so 100% rein.

Los geht es im Clean-Kanal des Amps. Der Rotorbalance-Regler steht auf 1 Uhr. Ein-und Ausgangspegel sind so gewählt, dass das aktivierte Pedal weder zusätzliche Verzerrung noch einen Lautstärkeanstieg initialisiert. Ein Kick auf den Bypassschalter und der Effekt nimmt seine Arbeit auf. Mit Hilfe des Fast/Slow Schalters aktivieren wir den Fast-Modus. Die Rotationsgeschwindigkeit der beiden virtuellen Speakersysteme wird durch zwei blinkende LEDs angezeigt. Der Grundsound des Rotosphere ist warm und voll. Der Leslieeffekt wirkt fast dreidimensional und besitzt eine sehr präzise Struktur. Akkorde bekommen Tiefe, Soli einen coolen Vibe, ohne dass es dabei zu irgendeinem Zeitpunkt hektisch werden würde. Ein Kick auf den Breaker und wir genießen einen authentisch simulierten Abbremseffekt, ein erneuter Tritt auf den Schalter und die virtuellen Rotoren nehmen erneut Fahrt auf. Mit ein wenig Erfahrung im Umgang mit den Fußtastern lässt sich der Leslieeffekte so kontrollieren, dass man Songparts individuell in Szene setzen kann. Die Natürlichkeit des Sounds in Kombination mit den absolut echt wirkenden Anfahr- und Abbremseffekten sind ein echter Gewinn für jeden ernstzunehmenden Gitarristen und ein absoluter Kreativkick. Aber auch der Slo-Modus kann sich hören lassen. Er macht den Sound breit und verleiht ihm eine intensive Färbung. Wieder ist es das Spiel mit den zwei Drehgeschwindigkeiten, das den besonderen Reiz des Effekts ausmacht. Der absolut positive Eindruck setzt sich auch im Overdrive-Modus fort. Wegen der sehr klaren, präzisen Performance des Rotosphere bleibt der Sound zu jeder Zeit klar und strukturiert. Verzerrte Soli erlangen quasi auf Knopfdruck Kultstatus. Cool! Cool ist auch der Einsatz des Rotosphere im Direktrecording. Durch die integrierte Röhre und den Preampcharakter des Pedals lassen sich richtig gute Ergebnisse erzielen. Und das nicht nur mit aktivem Leslieeffekt. Ein Tritt auf den Breaker-Switch und das Pedal zaubert organische und sehr dichte Cleansounds aus dem Hut. Das Aufdrehen des Drivereglers erhöht die Eingangsempfindlichkeit und führt zu einer satten, sehr natürlich wirkenden Kompression – gerade in Verbindung mit Singlecoilpickups eine super Sache! Tipp: Beim Gitarren-Direktrecording mit dem Rotosphere hat sich das Keyboardsetting des Modeswitch besonders bewährt!

Fazit

Mit dem Rotosphere hat Hughes&Kettner Gitarristen (und natürlich auch anderen Spezies) ein Tool zur Seite gestellt, das den charakterstarken und kultverdächtigen Sound eines Lesliecabinets im kompakten Bodenpedalformat zur Verfügung stellt. Dank der komplett analogen Bauweise mit integrierter 12AX7 A Röhre ist die Rotosphere Performance ein absoluter Hammer. Der Sound ist warm und differenziert und bietet alle Details die den Original-Leslieeffekt so beliebt machen. Der Breakerswitch und die Möglichkeit die Rotationsgeschwindigkeit per Fußkick kontrollieren zu können macht die Arbeit mit dem Pedal zu einem kreativen Vergnügen. Ausgeschlafene Zusatzfeatures wie separate Drive und Outputregler und umfangreiche Anschlussmöglichkeiten inkl. Remoteeingang unterstützen die flexible Einbindung in bestehende Setups und machen das Pedal zu einer universell einsetzbaren Waffe.

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